Grüße von Flussaufwärts schickt derzeit eine ganz besondere Werkschau in Bad Sulza. „ilmPULSE“ heißt sie und ist eine Gemeinschaftsausstellung der Illustrator:innen Ina Hattenhauer, Lena Neuner, Nele Schacht und Rosa Linke, die sich extra zusammengetan haben, um das historische „Inhalatorium“ besser bekannt als Tourist-Information von Bad Sulza zu bespielen. Die Ausstellung ilmPULSE spannt einen zeichnerischen Bogen von Weimar nach Bad Sulza entlang der Ilm – mit Illustrationen, Interpretationen und Wortspielen, die sich auf den Ausstellungsort und den Weg am Fluss entlang dorthin beziehen. Die gezeigten Arbeiten sind Resultate der Ilm-Atelier-Tage: Zeichen-Exkursionen, die die Künstlerinnen an die Ilm und von Weimar aus flussabwärts nach Bad Sulza geführt haben. Es wurde draußen gezeichnet, Ideen und Skizzen gesammelt, die im rohen Zustand oder als Grundlage für weiterführende Arbeiten den Weg an die Wand gefunden haben.
Rosa Linke über „ilmPULSE – Grüße von Flussaufwärts“
Die vier freischaffenden Illustrator:innen kamen zu verschiedenen Zeitpunkten aus Berlin, Dresden, Franken und Oberbayern nach Weimar und leben und arbeiten inzwischen dort. Auftraggeber:innen und Arbeitsbereiche der Künstler:innen sind sehr unterschiedlich – die Spanne reicht vom Veranstaltungsplakat, über das Kinderbuch, bis hin zu Ausstellungsgrafik und Editorial-Illustration. Wir sprachen mit Rosa Linke über „ilmPULSE – Grüße von Flussaufwärts“.
Hey Rosa, wie kam es eigentlich genau zur Illustrations-Gruppen-Ausstellung in Bad Sulza gerade mit diesen vier Illustratoren?
Die Tourist-Information in Bad Sulza hat die Ausstellungszeit im Sommer explizit für den Bereich Illustration und Comic ausgeschrieben. Lustigerweise bewarben wir uns als zwei Bürokolleginnen parallel auf die Ausstellungsmöglichkeit. Deshalb haben wir uns zusammengetan und jede noch eine weitere Kollegin eingeladen. Und so kam es zur Konstellation: Nele Schacht, Rosa Linke, Ina Hattenhauer und Lena Neuner
„ilmPULSE – Grüße von Flussaufwärts“ heißt die Ausstellung. Seid ihr wirklich die Ilm flussaufwärts gelaufen und habt Zeichnungen gemacht?
Bei unserem ersten gemeinsamen Brainstorming kam die Frage auf, was Weimar und Bad Sulza verbindet und wie wir das in unseren zeichnerischen Arbeiten umsetzen könnten. Wir sind zwar alle zugezogen, aber seit dem Studium in Weimar große Fans der Ilm und der Lebensräume hier, die Natur und Kultur so toll verbinden. Wir wollten die Strecke mit dem Rad abfahren, uns langsam annähern, Zeichenpausen einlegen und dabei Eindrücke für unsere Arbeiten sammeln. Das schien machbar, aber Ende April, an den von uns geplanten Tagen für unser „IlmAtelier“, war es doch ganz schön kalt und die Hälfte der Teilnehmerinnen angekränkelt. So sind wir am Morgen der geplanten Abfahrt auf den Zug umgestiegen und haben uns etappenweise über Oßmannstedt und Apolda an Bad Sulza genähert und dann dort insgesamt zwei Tage verbracht. Schon der erste Stopp in Oßmannstedt hat uns aus dem Alltag abgeholt, uns geerdet und Zeichenprozesse in Fluss gebracht. Im Park beim Wielandgut sind die ersten Zeichnungen entstanden. Egal mit welchen Fortbewegungsmitteln, unser kleines IlmAbenteuer war super, um vor Ort ins Thema einzutauchen. Nele Schacht hat einen kleinen Comic über die Reise gezeichnet, der auch in der Ausstellung zu sehen ist.
Wie viele Zeichnungen sind zu sehen?
Jede von uns hat in der Ausstellung ihren Bereich mit etwa 10 bis 20 Bildern. Es gibt aber auch gemeinsame Arbeiten, wie die Illustrationen zu den Buchstaben „I-L-M“ – aus denen wir als Akrostichon kleine Sätze gebildet haben und die dann jeweils selber illustriert haben. Außerdem gibts auch ein Mobile von Lena Neuner aus optischen Eindrücken von unserer Tour. Ina Hattenhauer sammelt schon eine Weile „Ilm-Schätze“ im Flussbett der Ilm. Diese Fundstücke (Keramikscherben, Treibgut etc.) hat sie für die Ausstellung zeichnerisch ergänzt und in anderen Arbeiten Fotos vom Fluss zu fantastischen Lebewesen umgearbeitet – das sind die „Ilmlinge“. Wir haben viel am Wegesrand beobachtet, aufgegriffen und zeichnerisch interpretiert – Naturbeobachtungen und auch die Stadt und ihre Menschen an sich.
Rosa Linke, also ich, habe mich von Skulpturen und Gemälden aus dem Heimatmuseum in Bad Sulza inspirieren lassen und die dann mit blauer Tusche und Fischcollagen unter Wasser gesetzt. Es gibt Stift- und Tuschezeichnungen, Kreidezeichnungen, Collagen – Digitales und Analoges und damit ganz viel zu entdecken in den sehr schönen Räumen der Tourist-Info Bad Sulza. Mit Kurpark, Kneippanlage, Kurkonzerten und Freibad lässt sich das zu einem sommerfrischen Ausflug verbinden. Im Anschluss gehts wieder flussabwärts: Wir machen noch eine Auskopplung in einem kleinen Ausstellungsraum in Weimar. Am 1. August ist die Vernissage und wir zeigen danach eine Auswahl der Bilder im Kulturschaufenster in Weimar in der Friedenstrasse.
Meint ihr, Illustration als Kunstform fliegt unter dem Radar? Sollte es mehr Ausstellungen mit Illustrationen geben?
Illustration braucht als Begriff oft Erläuterung, dabei sind es Bilder, die uns oft als Auftragskunst täglich umgeben: in Kinderbüchern, auf Plakaten, Flyer und im Ausstellungsdesign. So prägt Illustration die Alltagskultur und dient nicht nur als netter Schmuck, sondern vermittelt Inhalte, macht Zusammenhänge sichtbar und beeinflusst unsere Wahrnehmung. Als angewandte Kunst ist Illustration auf den Austausch mit dem Publikum angelegt und damit oft zugänglicher als die „Hohe Kunst“. Gerade ein nicht so typisches Ausstellungspublikum und Kinder können damit viel Spaß haben und sich und ihre Umgebung wiedererkennen. Uns hat es viel Vergnügen bereitet, im eigenen Auftrag und als Team unsere Ideen zum Thema Ilm aufs Papier fließen zu lassen.
Hard Facts:
- ilmPULSE endet am 27. Juli 2024
- Öff: Mo. bis Fr.: 10 – 17 Uhr | Sa.: 10 – 15 Uhr | So.: 13 – 17 Uhr
- Infos zu den Illustratorinnen:
Ina Hattenhauer: www.ina-hattenhauer.de
Lena Neuner: www.lenaneuner.de
Nele Schacht: www.parzelle34.de
Rosa Linke: www.rosalinke.de